Mit Angst und Unsicherheit angemessen umgehen

Angst und Unsicherheit entstehen in Situationen, die wir als bedrohlich wahrnehmen und von denen wir glauben, dass wir sie mit unseren eigenen Möglichkeiten nicht bewältigen können. Die aktuelle Corona-Situation ist so eine Situation und viele Fragen beschäftigen uns:

  • Was passiert, wenn ich mich anstecke? 
  • Wie kann ich mich schützen? 
  • Wie lange wird es dauern? 
  • Wie organisiere ich meine Kinderbetreuung? 
  • Werde ich meinen Job verlieren?

Das kann sehr wohl ein Gefühl der Unsicherheit und des Kontrollverlustes hervorrufen. Aber: eine 100% Kontrolle über das Leben gibt es nicht!

Wir leben also permanent mit Unsicherheiten, nur wird uns das jetzt wesentlich deutlicher bewusst. 

Wir sind unserer Angst aber nicht hilflos ausgeliefert, sondern können verschiedene Strategien nutzen, damit es uns wieder besser geht:

Suchen Sie gezielt nach Information 

Informieren Sie sich nur bei vertrauenswürdigen und wissenschaftlich fundierten Quellen zur aktuellen Lage. Prüfen Sie auch immer Informationen, die Sie finden und bewerten Sie diese nach der Seriosität der Quelle. Falschinformationen führen zu Unsicherheit! 

Bewusste Falschinfomationen haben genau das als Ziel!

Betrachten Sie daher Informationen, die Sie im Netz finden oder die Ihnen zugesandt werden, mit einem gesunden Misstrauen und leiten Sie sie nicht unüberlegt weiter. 

Machen Sie Informations-Pausen

Nehmen Sie sich regelmäßige Informationspausen, um Ihrem Körper und Ihren Gedanken die Möglichkeit zu geben, abzuschalten. Vermeiden Sie Nachrichten zu schlimmen Einzelschicksalen, da diese die negativen Gefühle nur verstärken. Gestalten Sie Ihren Umgang mit Informationen bewusst und reguliert: Suchen Sie nicht häufiger als zweimal am Tag nach neuen Informationen.

Behalten Sie Routinen bei

Führen Sie trotz aller Einschränkungen ein normales und gesundes Leben. Schlafen Sie ausreichend, ernähren Sie sich gesund und bewegen Sie sich ausreichend. Sorgen Sie für eine abwechslungsreiche Tagesstruktur und finden Sie neue Routinen, wenn Ihre gewohnten nicht mehr möglich sind. Wenn Sie vorher regelmäßig zum Sport gegangen sind, suchen Sie sich beispielsweise feste Zeiten, zu denen Sie sich zu Hause bewegen oder Joggen gehen. Eintönige Tagesabläufe führen zu Langeweile, Frust und gedrückter Stimmung. Verbringen Sie nicht ganze Tage mit Fernseh-Serien, sondern telefonieren Sie mit Ihren Freunden, gehen Sie spazieren oder lesen Sie ein Buch. Viele Theater bieten zurzeit Online-Vorführungen an, die für Abwechslung sorgen können.

Bewegen und entspannen Sie sich

Sport kann Ihnen dabei helfen, den aktuellen Stress abzubauen (z. B. Joggen, Walken, Fahrradfahren). Entspannungstechniken können Sie dabei unterstützen, Ihrem Körper und Ihren Gedanken eine Pause zu gestatten. Probieren Sie verschiedene Techniken wie Progressive Muskelentspannung, Achtsamkeitsübungen oder autogenes Training aus und finden Sie heraus, welche Ihnen aktuell hilft. 

Vermeiden Sie gesundheitsschädigendes Verhalten

Meiden Sie kurzfristige Strategien, wie den Konsum von Alkohol oder anderen Substanzen, um Ihre Gefühle zu steuern. Langfristig führen solche gesundheitsschädlichen Strategien zu einem negativen Kreislauf, der in eine psychische oder körperliche Erkrankung münden kann. Wenn zu viele negative Gedanken kommen, hören Sie bewusst aktivierende und anregende Musik als „Droge“ und bewegen Sie sich dazu.

Halten Sie soziale Kontakte aufrecht

Kommunikation mit und Vertrauen zu anderen sind in Zeiten von Krisen besonders wichtig. Nutzen Sie Möglichkeiten zur Vernetzung wie Email, Videotelefonie oder Chatprogramme und halten Sie Kontakte aufrecht. Besonders in Krisenzeiten sind Kontakte zu anderen Menschen ein schützender Faktor für Ihr psychisches Wohlbefinden. Wenn Sie im Home-Office arbeiten, können Sie Ihre Kaffeepause vielleicht mit Ihren Kollegen über Videotelefonie verbringen. Vielleicht eröffnet die Situation aber auch neue Chancen, z. B. mit alten Freunden endlich wieder einmal zu telefonieren oder mit den Kindern oder dem Ehepartner wieder einmal richtig ins Gespräch zu kommen.

Akzeptieren Sie, was Sie nicht ändern können und schauen Sie mit Zuversicht in die Zukunft

Die aktuelle Situation ist komplex und die Entwicklung der nächsten Zeit liegt nicht in Ihrer Hand. Es ist normal, sich angesichts der aktuellen Situation ängstlich, traurig, unsicher oder wütend zu fühlen. Akzeptanz ermöglicht Ihnen Energie für andere Bereiche freizusetzen und sich schrittweise von belastenden Gedanken zu lösen. Denken Sie daran, dass auch in der Vergangenheit Gesellschaften Krisen bewältigen konnten und wieder zur „Normalität“ übergegangen sind. Betrachten Sie die Krise nicht als etwas unüberwindliches, sondern als Herausforderung des Lebens. Vielleicht hilft es Ihnen ja auch, an eine vergangene Krise in Ihrem Leben zu denken und zu reflektieren, wie Sie diese bewältigt haben und was Ihnen damals geholfen hat.

Wechseln Sie die Perspektive

Versuchen Sie immer wieder einen neuen Blick auf die aktuelle Situation zu werfen. Dabei kann es Ihnen helfen, Ihre Aufmerksamkeit auf positive Aspekte zu richten. Stellen Sie sich die Frage, wie Sie z. B. die veränderten Lebensbedingungen effektiv für sich nutzen können. Sehen Sie die gegenwärtige Zeit als Chance, mehr Selbsterkenntnis zu erlangen und wertvolle Erfahrungen zu sammeln. Möglicherweise stellt sich bei Ihnen infolge der Einschränkungen auch ein Gefühl der Dankbarkeit ein, wie reich unser Leben hier in Deutschland ist und wie sich andere Menschen fühlen, die über Monate in beengten Unterkünften und ganz anderen Verhältnissen leben müssen.

Übernehmen Sie Verantwortung

Machen Sie sich bewusst, dass Sie einen Einfluss auf die Menschen in Ihrem Umfeld haben. Kümmern Sie sich um Ihre Freunde, Familie und Bekannte. Bieten Sie Unterstützung an und helfen Sie sich gegenseitig. Nehmen Sie zum Schutz anderer Rücksicht. Denken Sie an die Einsamen, die Erkrankten, an ältere und sozial benachteiligte Menschen und folgen Sie für sich selbst und für diese Menschen den Empfehlungen offizieller Stellen. Wenn Sie anderen helfen, werden Sie dafür etwas zurückbekommen. Versuchen Sie gemeinsam, der Krise den Beigeschmack einer Katastrophe zu nehmen.

Kümmern Sie sich „richtig“ um Ihre Existenzsorgen

Nutzen Sie Ihre Energie gezielt für den Umgang mit Existenzsorgen. Versuchen Sie herauszufinden, was genau der Inhalt Ihrer Sorgen ist. Häufig werden Sorgen nicht zu Ende gedacht. Setzen Sie sich daher gemeinsam mit einem Freund oder einer Freundin mit dem schlimmsten Szenario auseinander und legen Sie sich eine genaue Strategie zurecht, was Sie tun, wenn dieser Fall eintritt.

Angst und Unsicherheit haben durchaus ihre Berechtigung und schützen uns auch davor „Dummes“ zu tun, aber sie dürfen nicht die Oberhand gewinnen!

Viel Erfolg und positive Energien im Umgang mit unsicheren Situationen wünscht Ihnen Ihre Sabine Holzhauser

Teilen Sie diesen Artikel