Corona-Virus: Soziale Kontakte reduzieren. Und jetzt? – Teil 2

Zur Zeit gilt unter anderem für eine ganz besonderen Zielgruppe die sogenannte Kontaktsperre: Für ältere Menschen. Da stellt sich die Frage: Was können Kinder und Enkelkinder tun, um ihren Eltern und Großeltern in dieser schwierigen Zeit das alleine zu Hause sein ein wenig leichter zu machen?

Ganz wichtig ist jetzt, den älteren Menschen das Gefühl zu geben: 

  • Ich werde nicht allein gelassen.
  • Man hat mich nicht vergessen. 
  • Jemand denkt an mich. 
  • Ich bin wichtig. 
  • Ich bin ein Familienmitglied 

Deswegen ist es auch so wichtig, ihnen immer wieder zu erklären, warum es so ist:

Es geht um Schutz und ist keine Diskriminierung!

Dieses Gefühl können wir durch Kontakte vermitteln und ihnen so zeigen, dass sie uns wichtig sind.

Der Begriff Kontaktsperre sagt nur, dass der direkte Kontakt möglichst vermieden werden soll, aber alles andere ist ja möglich:

  • Telefonieren
  • Schreiben per Mail oder Brief
  • Skypen
  • Bei einem Spaziergang: vor dem Fenster tanzen, singen, winken…

Die Auswahl der Medien hängt natürlich vom Zustand der Eltern und Großeltern ab, aber auch vom Alter der Enkel. Meine 87-jährige Mutter ist z.B. sehr unglücklich, wenn sie mit Ihrem PC mal „offline“ ist, während meine 61-jährige Schwägerin ein Problem hat, eine Aufnahme am Fernsehgerät zu programmieren…

Grundsätzlich steigern Sie bei den Kontakten die Qualität, indem Sie die Kontakte verabreden, damit sich der andere darauf freuen kann.

Halten Sie dann aber Ihre Versprechung auch ein. Dafür brauchen Sie keine Punktum-Zeiten auszumachen, aber Zeitfenster sind sinnvoll.

Für die verabredeten Kontakte gilt: lieber öfter kürzer als einmal lang! 

So können Tagesroutinen für beide Seiten entstehen. Und Routine ist gerade in diesen Zeiten wichtig.

Kinder können zum Beispiel über Ihr Tagesprogramm berichten oder Oma und Enkel lesen sich gegenseitig Geschichten vor.

Was zum Gefühl der Wichtigkeit beiträgt:

Fragen Sie konkret nach:

  • Wann habt Ihr so etwas schon mal erlebt?
  • Wie war das damals genau?
  • Was habt Ihr früher gespielt und wie Euch die Zeit vertrieben?

Genauso geeignet sind Fragen nach Erfahrungen im Haushalt oder nach Rezepten, z.B. Kuchen oder Gebäck. Sie können diese dann ausprobieren, vom Ergebnis berichten, aber auch zuschicken oder vor die Tür legen.

Gut für ältere Menschen ist es auch, Ihnen jetzt spezielle Fernsehprogramme oder Radiosendungen zu empfehlen. Ablenkung und die Konzentration auf andere Themen sind wertvoll.

Fragen Sie aber auch nach Ängsten und Problemen und klären Sie den aktuellen Wissensstand der Eltern und Großeltern. Dann können Sie bestimmte Umstände und Hintergründe auch erklären.

Und: Schmieden Sie jetzt Pläne für die Zukunft, was Sie in der Zeit danach gemeinsam machen wollen.

Kontakte sollten jetzt nicht einseitig sein. Bieten Sie den Eltern und Großeltern an, jederzeit anrufen, wenn diesen die Decke auf den Kopf fällt.

Eine schöne Geste ist es auch, ein Überraschungspäckchen zu schicken.

Darin können sein: Fotos, ein Bildband, selbstgemalte Bilder, speziell gebrannte Musik-CDs, selbst gebackene Kekse vom Rezept der Großeltern…

All diese Ideen sind gleichzeitig wiederum auch eine gute Beschäftigungstherapie für Kinder.

Noch ein Hinweis: Das „Silbertelefon“ für ältere Menschen kann aus ganz Deutschland angerufen werden. Wer einfach mal reden will, kann die kostenfreie Telefonnummer 0800.4708090 wählen. Die Hotline ist zwischen 8.00 und 22.00 Uhr erreichbar. Anrufer können anonym bleiben.

Eigentlich schade, dass es solche Anregungen nur für „besondere Zeiten“ gibt, oder?

In diesem Sinne: Viel Erfolg beim Pflegen Ihrer Kontakte wünscht Ihnen Ihre Sabine Holzhauser

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