Ein Paar, aber unterschiedliche Tagesrhythmen?

Dass das Zusammenleben von Morgenmensch und Nacht- bzw. Abendmensch konfliktträchtig ist, wissen viele Paare aus eigener leidvoller Erfahrung. Der Morgenmensch möchte beim Frühstück schon anregende Diskussionen führen – und wird mit einsilbigen Antworten abgespeist. Der Abendmensch möchte nach den Spätnachrichten noch heißen Sex – und findet im Schlafzimmer einen bettwarmen Schläfer vor. Hier ein paar Anregungen für ein besseres Zusammenleben.

1. Unterschiede anerkennen

Niemand kann mitten in seinem persönlichen Tagestief aufmerksam und munter sein, Sie nicht und andere auch nicht. Respektieren Sie, dass die Tagesleistungskurve Ihres Partners anders verläuft, und verabschieden Sie sich von unrealistischen Erwartungen.

Tipp: Zeichnen Sie Ihre gefühlte Tagesleistungskurve auf, und bitten Sie Ihren Partner, das auch zu tun. Legen Sie beide Kurven nebeneinander, und finden Sie Ihre gemeinsamen „Hochs“. Legen Sie wichtige gemeinsame Aktionen (von Sex bis Kofferpacken für die Reise) in diese Tagesabschnitte und führen Sie auch schwierige Gespräche zu diesen Zeiten.

2. Unterschiede ausleben

Der normale Alltag zwängt die meisten Menschen in ein eisernes Zeitkorsett: Kinder um 8 zur Schule, Verkehrsstau, Arbeitsbeginn, Termindruck im Job usw.

Tipp: Lassen Sie sich zumindest am Wochenende und im Urlaub kein Korsett anlegen. Vereinbaren Sie, dass der eine am Samstag, der andere am Sonntag seinen Rhythmus ausleben darf. Da kann der eine früh ins Bett, der andere lange ausschlafen. Das erfordert Opfer: Die klassische Samstags-Sex-Nacht oder das legendäre gemeinsame Sonntagsfrühstück bleiben da eventuell auf der Strecke. Ersetzen Sie alte Rituale durch neue: Kinder im Kino oder bei Oma, Eltern im Bett; Sonntagsausflug nur mit Papa; Kerzenschein-Dinner statt „petit déjeuner avec croissants“. Besprechen Sie den Tagesablauf immer mit Uhrzeiten. Sonst hegt jeder Erwartungen, die seinem Rhythmus entsprechen: Der Nachtmensch glaubt, ein „Ausflug“ beginne gegen 11 Uhr, der Morgenmensch geht von einem Aufbruch um 7 Uhr aus.

3. Unterschiede lieben lernen

Sehen Sie unterschiedliche zeitliche Orientierungen nicht nur als Problem, sondern nutzen Sie sie aus: Der eine macht das Frühstück, der andere das Abendessen. Der eine setzt sich ans Steuer, wenn Sie im Morgengrauen in den Urlaub starten, der andere fährt spätabends, wenn Sie von einer Verabredung nach Hause zurückkehren.

Tipp: Ärgern Sie sich nicht, dass der andere noch oder schon im Bett ist. Lernen Sie, „die Stunde für mich“ zu genießen, wenn Sie die Wohnung oder die Kinder für sich haben. Vermeiden Sie einseitige Zugeständnisse. Wenn Sie Ihren Partner ausschlafen lassen oder zu nächtlicher Stunde Ihren Teeny von einer Party abholen, haben Sie etwas gut – und das dürfen Sie auch einfordern.

Erst wenn Sie Ihre unterschiedlichen Zeitgewohnheiten nicht mehr zu den ewigen Streitthemen, sondern zu Ihren jeweiligen Eigenschaften zählen, können Sie sich daranmachen, die angeblich unveränderbaren Gegebenheiten zu ändern.

Viel Freude und Gemeinsamkeiten auch oder gerade mit unterschiedlichen Tagesrhythmen wünscht Ihnen Sabine Holzhauser

 

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